In diesem Blog veröffentliche ich Buchauszüge, Gedichte und eigene Gedanken zum Thema des inneren Kindes und des Kindseins überhaupt.
Eigentlich haben wir viele innere Kinder in uns: solche voller Energie, aber auch verletzte und sterbende Kinder, die wieder zu wirklichem Leben erweckt sein wollen ...
Ohne lebendige innere Kinder sind Erwachsene ohne wirkliche Individualität und oft nicht fähig zu spielen und kreativ zu sein ... Wie also die Kinder in uns wahrnehmen, wie mit ihnen umgehen?

Dienstag, 30. Juli 2013

Die Stimme der Stille und die Phantasie: Ohne sie gelangen wir nicht zu uns selbst!


Es gibt eine Nahrung, die wir unterschätzen für unseren Weg zu uns selbst: Diese Nahrung ist das Leben in der Poesie und das Land Phantásien, die uns den Weg weisen, um in unseren inneren Turm aus Elfenbein zu gelangen, in dem jemand wohnt, der uns um den Hals fallen möchte :-)

Alle Bilder, die Michael Ende in der Unendlichen Geschichte verwendet, alle Gestalten, die vorkommen, alle Prüfungen, die auftauchen, sind Prüfungen, Bilder, Gestalten unseres Inneren.

Die Unendliche Geschichte ist Nahrung pur für unsere Seele und Atréju und die Kindliche Kaiserin sind Seiten unseres inneren Kindes, ja dieses selbst!

Ausführlicher habe ich hier darüber geschrieben:

❂ Großes Rätsel Tor, Zauber Spiegel Tor, Ohne Schlüssel Tor und die Stimme der Stille: die Prüfungen Atréjus in der “Unendlichen Geschichte” sind auch unsere Prüfungen. Die Hilfen: Das Reich der Poesie, der Phantasie!

Samstag, 27. Juli 2013

"Nicht nachmachen" – wenn initiationsdemente Männer Sendezeit im ZDF bekommen, um Krieg zu spielen (wo es doch so lange keinen gibt ...)



Vielleicht müssen mittlerweile, um für den Winter oder das Alter vorzusorgen, Comedians, Clamaucians - oder wie sich solche Leute wie Bernhard Hoëcker und Wigald Boning nennen - jedes Angebot, in einer Sendung mitzuwirken, wahrnehmen. 
Vielleicht aber stammt das Sendekonzept sogar von ihnen? 
Wirklich kommt es aus Norwegen, doch vorstellbar wäre es durchaus gewesen; ihr Niveau scheint es zu sein -
so überzeugend kindisch, wie die beiden spielen.
So begeistert, wie sie tun.

Mutwillig zerstören sie, was ihnen in den Sinn kommt, und freuen sich wie kleine Kinder.

Da wird  freitags nach 22.30 Uhr ein Wasserbett im Zimmer zum Bersten gebracht, ein Badezimmer mit Wasser aufgefüllt, bis der Boden durchknallt; da wird ausprobiert, wieviel Bar ein Traktorreifen aushält – natürlich in einer Holzhütte, damit ordentlich was kaputt geht – oder was geschieht, wenn man einen Kamin mit Benzin reinigt bzw. einer Waschmaschinenfüllung ordentlich Reinigungsbenzin zugibt..
Knallen, rumsen, scheppern muss es eh möglichst laut und lichterloh lodern.
Das Ergebnis der letzten Sendung am Freitagabend, 22.30 Uhr, u.a.: ein zerborstener Traktorreifen samt Holzschuppen, ein explodierender, hell lodernder Wohnwagen, eine explodierende und lichterloh brennende Waschmaschine.

Nicht nachmachen: pädagogisch wertvoll 

Ich habe letztes Jahr schon einmal in diese Sendung reingeguckt und dachte:
Das kann nicht sein. Irgendwann taucht  Guido Cantz auf, der Moderator von Verstehen Sie Spaß - mittlerweile hat man sich auch an ihn gewöhnt - und alles macht hahaha ...

Aber nein, so war es nicht.
Die Sendung will als Destruktions-Orgie ernst genommen sein.
Als neues Sendekonzept ist sie sicherlich echoverdächtig in der Kategorie "Mediale Destruktion ohne Sinn".

Wo die Chancen auf einen Weltkrieg oder einen Krieg in Europa so schlecht stehen, muss man die innere Destruktivität einfach anderweitig ausleben.

Die Sendung dient der deutschen Seelenhygiene, kann man vermutlich aus ZDF-Kreisen hinter vorgehaltener Hand hören ...
Bevor nämlich Männer wieder ihre Frauen schlagen oder Midlife-Crisisler sich heimlich zu illegalen Autorennen rund ums Viertel treffen: lieber Aggressions- und Destruktionsabbau im Fernsehen!

Zudem sind die Staffeln ohnehin an pädagogischem Wert unüberbietbar, weil im Physik- oder Werk-Unterricht ideal einsetzbar als Anschauungsmaterial, wie man es nicht machen soll, und heimlicher Ideengeber zugleich; das ZDF verhandelt, wie man hört, mit den Landesmedienstellen ...

Klar soll zudem auch werden: Ihr, liebe Kinder und Jugendliche, müsst schon warten, bis ihr erwachsen seid, um solche Kindereien machen zu dürfen.
Wehe, ihr geht heim, und reißt der Puppe der kleinen Schwester die Arme und Beine aus, übergießt sie dann mit Benzin und zündet sie an.
Dann seid ihr gestört.
Wenn ihr mal Männer seid, könnt ihr das machen ... und noch ganz andere Sachen ... guckt ZDF !!

Größe durch Bums

Richtig, richtig tolle Sachen, findet Andrea Kiewel, die unvergleichliche Gärtnerin der ZDF-Sonntagmorgen-Unterhaltung das, was die beiden machen (immerhin ist Nicht nachmachen, wie sie selbst erklärt, ihre Lieblingssendung) und freut sich wie Bolle, wie sie selbst in ihrem Garten vom Blatt abliest, dass Bernhard Hoëcker und Wigald Boning auf einem Traktor in ihre Sendung einfahren (weil doch dann der Exklusiv-Versuch mit dem Traktorreifen sich zwingend anschließt ...).
Die beiden gehen der richtig richtig aufgeweckten Moderatorin bis an die Schultern.

Ob das erklären könnte, warum sich die beiden für ihren 30-minütigen Schwachsinn zur Verfügung stellen?

Oder es ist ganz einfach so: 
Bekanntlich fehlt den männlichen Jugendlichen von heute das, was man Initiation nennt, das rituelle Aufgenommenwerden in den Status eines Mannes.
Die Alternative ist Komasaufen oder Nicht nachmachen nachmachen.
Nicht nachmachen also als Therapie für initiationsdemente Männer?
So viel Bewusstsein darf man den beiden großen Buben Hoëcker und Boning schon zutrauen.
Oder doch nicht?
Immerhin weist Bernhard Hoëcker Andrea Kiewel, von ihr auf seine Kleidung angesprochen, darauf hin, dass seine Mutter wolle, dass wenn er im Fernsehen auftrete, er ordentlich gekleidet sei.

Komisch, Komisch, eigentlich ist der 43-Jährige verheiratet. Eigentlich müsste ihm die Meinung seiner Frau doch wichtiger sein als die der Mutter ...
Manchmal kommt die Wahrheit eben an den Tag.
Die Mutter ist halt wichtig für den großen Bub. Das erklärt auch, dass er sich in der Sendung entsprechend benimmt, wie ein großes Kind eben, das schreit, feixt, zetert, wenn etwas zu Bruch geht, je lauter, desto besser ... wenn man die Sendung sieht, findet man das Kind allenthalben gespiegelt.

Dieses Kind im Mann tut niemand gut, am wenigstens Bernhard Hoëcker selbst.

Wollte der ZDF-Intendant ursprünglich mitmoderieren?

In der nächsten Staffel wollen sie vermutlich probieren, was passiert, wenn man in einem AKW das Kühlsystem ausschaltet ...

Gerade will ich in der Mediathek in den Live-Stream einer Sendung hineinschauen, da lese ich:

Diese Sendung ist für Zuschauer unter 12 Jahren nicht geeignet und nur in der Zeit von 20 Uhr bis 6 Uhr innerhalb Europas abrufbar. 
Wir bitten um Ihr Verständnis.

Meine Güte, was für ein Gag ...
Womöglich ist der dem Intendanten selbst eingefallen.

Armes ZDF.

Die nächste Staffel soll womöglich zur Top-Prime-Time gesendet werden, auf 90 Minuten erweitert.

Es sei denn, unser zeitgenössischer Max-und-Moritz-Verschnitt hat seinen AKW-Versuch schon mal vorgezogen.

Sonntag, 7. Juli 2013

Der Wunsch nach Glück und Ganzheit hat seine Wurzeln in unserer Kindheit.


Immer wieder mal fallen mir aus meiner Kindheit Lieder ein, die ich in den Gottesdiensten der Kirchengemeinde, in die ich sonntags notgedrungen immer mit meinen Eltern gehen musste, sang.

Lange Jahre allerdings war es in meiner Kindheit kein Zwang. Die Kirche war von außen kaum als solche zu erkennen, der Bau war wohl sehr improvisiert unmittelbar nach dem Krieg errichtet worden. So war auch der Kirchenraum im Inneren sehr schlicht, aber das genau machte sein Flair aus. Stuhlreihen standen sauber hintereinander, in der Mitte und außen konnte man zu seinen Sitzen kommen. Der Altarraum war eine etwas erhöht gebaute Holzbühne aus dunklem Holz. Darauf stand auch ein Harmonium. An der Wand hing, wenn ich mich recht entsinne, ein Tuch mit einem Kreuz, an einen Altar erinnere ich mich gar nicht mehr.
Der Pfarrer, wenn er predigte, stand in der MItte des großen Podestes; immer hielt er einfach die Bibel in der Hand, wenn er predigte.
In meiner Erinnerung war das allerdings, auch wenn ich, je älter ich wurde, desto mehr unter der Religiosität meiner Eltern gelitten habe, eine schöne Zeit. Oft war ich einfach glücklich, wenn ich da so zwischen anderen Kindern im Kindergottesdienst saß und zuhörte oder sang.

Selbst aus der späteren Zeit sind mir trotz aller Schwierigkeiten mit der Bigotterie, der ich begegnete, Lieder in Erinnerung geblieben, die ein Gefühl des Heilseins in mir auslösen. Klar, für mich ist es so, dass die Seele des Menschen von Natur aus religiös ist, ja, ich glaube, dass die Seele intuitiv nach Ganzheit und Heilung strebt, nach dem, was die Bibel formuliert als, wieder zu werden wie ein Kind. Kein Verstand hat damals irgendwelche Viren in mein Glück eingeschleust, einschleusen können. Kindheit, wenn sie nicht zwangsintellektualisiert wird, ist immun gegen Verstandesviren.

Ich saß einfach nur da und habe gehört und mit dem Herzen gesungen. Ich sehe  mich noch sitzen, die Stühle waren hart, aber das war halt so. 
Wir haben nicht nur verletzte innere Kinder, wir haben auch viele heile in uns.
Oft liegen sie unter Schutt und Asche.
Und doch wollen sie blühen, erzählen, dem €rwachsenen helfen.
Oft, ja, vielleicht sogar immer, meint der Erwachsene, das Ruder in der Hand halten zu müssen.
Unser inneres Kind wäre sehr oft der bessere Steuermann ...

Manches Lied, das mir einfällt, finde ich schrecklich, z.B. jenes, das beginnt: Mein Herz war schwarz von Sünd, / nun bin ich ein Gotteskind ...
Für ein Kind ein aberwitziges Lied.

Eines, was meiner Seele gut tut, ist das Folgende, und wenn ich rational herangehe, weiß ich auch, warum.

Aber das tue ich eigentlich nicht, wenn es in mir erklingt.

Erstmal hier das LIed:

1)
Ich blicke voll Beugung und Staunen hinein in das Meer seiner Gnad
und lausche der Botschaft des Friedens, die Er mir verkündiget hat.

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.
Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.

2)
Wie lang hab ich mühvoll gerungen, geseufzt unter Sünde und Schmerz!
Doch als ich mich ihm überlassen, da strömte sein Fried in mein Herz.

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.
Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.

3)
Sanft hat seine Hand mich berühret; er sprach: O mein Kind, du bist heil!"
Ich fasste den Saum seines Kleides: Da ward seine Kraft mir zuteil.

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.
Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.

4)
Der Fürst meines Friedens ist nahe; sein Antlitz ruht strahlend auf mir.
O horcht seiner Stimme; sie rufet: Den Frieden verleihe Ich dir!"

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.
Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.


Eigentlich mag ich diese Begriffe von Schuld und Sünde nicht, aber hier stören sie mich nicht, vielleicht, weil es ein Lied ist, das für mich unendlich viel Frieden und Sanftmut ausströmt.

Das Lied-Ich tut zu Beginn etwas ganz Wesentliches: Es beugt sich.
Ich glaube, es ist die Voraussetzung dafür, staunen zu können.
Und das Beugen und Staunen ist beides Voraussetzung, dieses Meer der Gnade sehen zu können, hineinsehen zu können in dieses Meer.
Wie schön formuliert.
Wie schön auch dieses Lauschen.
Gut, wenn wir noch lauschen können ...
... wieder lauschen können.